Die Fakten zu Formaldehyd

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Die Fakten zu Formaldehyd

Letzte Aktualisierung January 21, 2025

Nach der letzten vorhandenen Bewertung aus den frühen 1990er Jahren waren schätzungsweise 971.000 Beschäftigte Formaldehyd ausgesetzt.

Formaldehyd ist ein hautsensibilisierender Stoff, der bei der ersten Exposition eine Reaktion des Immunsystems hervorrufen kann. Akute Exposition reizt die Augen, die Nase und den Rachen und kann bei den Betroffenen Husten und Keuchen auslösen. Eine spätere Exposition kann zu schweren allergischen Reaktionen der Haut, der Augen und der Atemwege führen und asthmaähnliche Atemprobleme sowie Hautreizungen wie Dermatitis und Juckreiz hervorrufen. Formaldehyd ist in der CLP-Verordnung als krebserregend der Kategorie 1B eingestuft, was bedeutet, dass es beim Menschen wahrscheinlich Lungenkrebs (Nasopharynxkrebs und myeloische Leukämie) verursacht.

Wo Risiken auftreten

Die Industrie, die in Europa die größte Menge an Formaldehyd verwendet, ist die Holzwerkstoffindustrie, da es einer der Bestandteile der Bindemittel und Klebstoffe ist, die Holzpartikel, -fasern oder -furniere in verschiedenen Arten von Platten verbinden. Darüber hinaus ist die Exposition gegenüber Formaldehyd in der Gesundheits-, Bestattungs-, Textil-, Leder- und Papierindustrie gegeben. Beschäftigte können Formaldehyd als Gas oder Dampf einatmen oder als Flüssigkeit über die Haut aufnehmen, z.B. bei der Behandlung von Textilien und der Herstellung von Harzen. Zu den potenziell stark gefährdeten Personengruppen gehören neben Angehörigen der Gesundheitsberufe und medizinischen Labortechnikern auch Beschäftigte in Bestattungsinstituten sowie Forscher und Studenten, die mit biologischen Proben umgehen, die mit Formaldehyd oder Formalin konserviert wurden.

Mehr über den Stoff

Formaldehyd ist ein farbloses, stark riechendes Gas, das sehr flüchtig und leicht entflammbar ist und häufig in wässrigen (wasserbasierten) Lösungen vorkommt. Formaldehyd wird häufig als Konservierungsmittel in medizinischen Laboratorien und Leichenhallen verwendet, ist aber auch in vielen anderen Produkten enthalten, wie z.B. in Chemikalien, Spanplatten, Haushaltsprodukten, Klebstoffen, permanent gepressten Stoffen, Beschichtungen von Papierprodukten, Faserplatten und Sperrholz. Es wird auch häufig als industrielles Fungizid, Keimtöter und Desinfektionsmittel verwendet. Formaldehyd entsteht auf natürliche Weise bei verschiedenen Prozessen wie unserem Zellstoffwechsel oder der unvollständigen Verbrennung von organischem Material, wie z.B. Erdölbrennstoffen, was bedeutet, dass es in der Umwelt immer eine Hintergrundkonzentration gibt.

Wie die Symptome Sie beeinflussen können

Mehr als 90% des Formaldehyds wird über die oberen Atemwege aufgenommen. Akute Exposition gegenüber Formaldehyd kann Kopfschmerzen und Reizungen der Atemwege, der Haut und der Augen verursachen. Eine chronische Exposition bei niedrigen Konzentrationen in der Luft kann zu asthmaähnlichen Atemproblemen führen, und der Kontakt mit der Haut kann Reizungen verursachen, die sich als Dermatitis oder Juckreiz äußern. Manche Menschen sind empfindlicher für sensibilisierende Eigenschaften als andere, so dass sich die Auswirkungen der Exposition bei manchen Menschen anders oder gar nicht bemerkbar machen können.
Formaldehyd ist dafür bekannt, Krebs im Nasen- und Rachenraum zu verursachen. Je höher die Expositionskonzentration und je länger die Expositionsdauer, desto größer ist das Krebsrisiko. Die Exposition gegenüber Formaldehyd kann das Risiko, an Krebs zu erkranken, selbst bei Werten erhöhen, die zu niedrig sind, um Symptome zu verursachen.

Die Latenzzeit zwischen Exposition und formaldehydbedingtem Nasenkrebs variiert stark von 2 Jahren für einige akute Krebsarten bis zu 15 Jahren.

Was Sie tun können

  • Der wirksamste Weg, um eine Exposition zu verhindern, besteht darin, Produkte durch formaldehydfreie Alternativen zu ersetzen, sofern dies möglich ist (z. B. als Desinfektionsmittel).
  • Wenn eine Substitution nicht möglich ist, besteht die beste Lösung darin, die Exposition durch konstruktive und technische Änderungen zu kontrollieren, z. B. durch geschlossene Systeme und die Installation einer lokalen Abluftanlage, wo Emissionen auftreten können.
  • Kennzeichnen Sie alle Gemische oder Lösungen, die Formaldehyd über dem Grenzwert für die Einstufung des Gemisches gemäß CLP enthalten.
  • Führen Sie regelmäßig Messungen der Exposition durch, damit Sie wissen, wann und wo Maßnahmen ergriffen werden müssen.
  • Machen Sie die Beschäftigten kontinuierlich auf die Auswirkungen der Exposition aufmerksam und informieren Sie sie über die Gefahren, sichere Arbeitsverfahren und wirksame Hygienemaßnahmen.
  • Es wird empfohlen, einen Arbeitsmediziner hinzuzuziehen und die Beschäftigten zu ermutigen, Atemwegssymptome zu melden.
  • Persönliche Schutzausrüstung, wie z.B. Atemschutzmasken, ist eine kurzfristige Lösung zur Reduzierung der Exposition und sollte nur als letztes Mittel eingesetzt werden.

Quellen: ECHA, IARC, SCOEL

Grenzwerte

EU

0,37 mg/m³ und 0,63 mg/m³ bis zum 11.07.2024 in Gesundheitsbereichen.

Österreich

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Belgien

0,38 mg/m³ kurzzeitig

Bulgarien

EU-Richtlinie

Kroatien

EU-Richtlinie

Tschechische Republik

EU-Richtlinie

Zypern

EU-Richtlinie

Dänemark

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Estland

0,37 mg/m³ (TWA)
0,62mg/m³ (TWA) bis 2024 im Gesundheitsbereich

Finnland

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Frankreich

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Deutschland

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Griechenland

EU-Richtlinie

Ungarn

0,6 mg/m³ (TWA)
0,6 mg/m³ kurzzeitig

Island

EU-Richtlinie

Irland

0,37 mg/m³ (TWA)
0,738 mg/m³ kurzzeitig

Italien

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Lettland

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Litauen

EU-Richtlinie

Luxemburg

EU-Richtlinie

Malta

EU-Richtlinie

Niederlande

TWA: 0,15 mg/m3 (0,12 ppm) (Sensibilisierung der Haut)
Kurzfristig: 15 min: 0,5 mg/m3 (0,41 ppm)

Nord-Mazedonien

0,62 mg/m³

Norwegen

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ Kurzfristig
1,2 mg/m³ Höchstwert

Polen

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Portugal

EU-Richtlinie

Rumänien

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Serbien

EU-Richtlinie

Slowakei

EU-Richtlinie

Slowenien

EU-Richtlinie

Spanien

TWA 0,3 ppm ( 0,37 mg/m3)
Kurzfristig: 0,6 ppm (0,74 mg/m3)

Schweden

0,37 mg/m³ (TWA)
0,74 mg/m³ kurzzeitig

Türkei

EU-Richtlinie

Referenzen: cancer.gov, EFSA, IARC, EC, NIOSH, OSHA, CAREX

Beteiligte Berufe
GESTIS Datenbank

Der Datenpool kann zum Zweck des Arbeitsschutzes oder zur Gewinnung von Informationen über die von chemischen Stoffen ausgehenden Gefahren genutzt werden.

Allgemeine Fakten

Fakten über krebserregende Stoffe:

  • Die direkten Kosten der Exposition gegenüber Kanzerogenen am Arbeitsplatz werden europaweit auf 2,4 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
  • Jedes Jahr erkranken etwa 120.000 Menschen an Krebs, weil sie bei der Arbeit Kanzerogenen ausgesetzt sind.
  • Jährlich sterben mehr als 100.000 Menschen an berufsbedingtem Krebs.
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