Nach Daten aus dem Jahr 2018 arbeiten von den 1,7 Millionen Ärzten und 3,1 Millionen Krankenschwestern, die in der EU tätig sind, täglich Tausende in Operationssälen. Dazu gehören auch die 400.000 Chirurgen, die EU-weit in Operationssälen arbeiten. Chirurgischer Rauch, der in Operationssälen (OP) beim Einsatz von elektrochirurgischen Geräten, Lasern und anderen Energiegeräten entsteht, kann je nach Gewebe eine Vielzahl und unterschiedliche Mengen an schädlichen Substanzen enthalten, darunter auch Karzinogene der Kategorie 1A wie Benzol und Formaldehyd. Wenn man dem chirurgischen Rauch ausgesetzt ist, kann ein Tag im Operationssaal so gefährlich sein wie das Rauchen von 27 Zigaretten pro Tag und stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit des OP-Personals in ganz Europa dar.
Ärzte, Krankenschwestern und OP-Techniker verbringen viel Zeit in Operationssälen und sind daher in hohem Maße den Risiken des chirurgischen Rauchs ausgesetzt. Sie atmen Luft ein, die bis zu 150 schädliche Giftstoffe enthält, darunter bekannte Kanzerogene.
Wo Risiken auftreten
Chirurgischer Rauch, auch bekannt als Diathermieabgase, entsteht bei Operationen durch den Einsatz von chirurgischen Geräten wie Lasern, Elektrochirurgiegeräten, Ultraschallgeräten, Kautern und Hochgeschwindigkeitsbohrern und -fräsern, die zum Schneiden und Sezieren von Gewebe verwendet werden. Chirurgischer Rauch enthält eine Vielzahl von giftigen Substanzen, darunter Benzol und Formaldehyd.
Krankenschwestern, Chirurgen, Anästhesisten, Techniker, Tierärzte und alle, die in Operationssälen arbeiten, sind am stärksten durch gesundheitliche Komplikationen gefährdet, die durch übermäßige Exposition gegenüber chirurgischem Rauch entstehen. Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Beschäftigten im Gesundheitswesen nicht die einzigen sind, die durch chirurgischen Rauch gefährdet sind.
Mehr über die Gefahr
Chirurgischer Rauch besteht zu etwa 95% aus Wasser und zu 5% aus organischen Dämpfen und Zelltrümmern in Form von Feinstaub. Der Feinstaub setzt sich aus Chemikalien, Blut- und Gewebepartikeln, Viren und Bakterien zusammen. Diese Vielfalt an toxischen und schädlichen Substanzen ist für Menschen, die ihnen ausgesetzt sind, gefährlich.
Zu den Bestandteilen des chirurgischen Rauchs gehören Acetonitril, Acrolein, Benzol, Toluol, Formaldehyd und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Studien haben gezeigt, dass im chirurgischen Rauch chemische und biologische Verbindungen enthalten sind, die reizend, mutagen, kanzerogen und neurotoxisch sind.
Gefahren, die auftreten können
Chirurgischer Rauch kann durch die darin enthaltenen Partikel direkte und indirekte Schäden verursachen. Bei den direkten Auswirkungen kann er zu Reizungen der Augen und der Haut (bekannt als Dermatitis), akuten Kopfschmerzen oder allergischem Schnupfen beim Krankenhauspersonal im Operationssaal führen. Er kann auch das Risiko chronischer Lungenerkrankungen wie berufsbedingtes Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) erhöhen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Krankenschwestern im Operationssaal ein höheres Risiko für schweres, anhaltendes Asthma haben als andere Krankenschwestern.
Was die indirekten Auswirkungen betrifft, so wurde über die Gefahr von Schwangerschaftskomplikationen und Unfruchtbarkeit bei weiblichen Chirurgen berichtet. Es gibt auch Bedenken, dass chirurgischer Rauch Infektionen, wie lebende Viren oder Bakterien, übertragen kann.
Was Sie tun können
Es gibt eine Reihe von Technologien zur Bekämpfung des chirurgischen Rauchs, von denen einige effektiver sind als andere. Dazu gehören Hochentlüftungssysteme, lokale Rauchabzugsgeräte und Filtermasken. Ein umfassender Ansatz erfordert den gleichzeitigen Einsatz verschiedener Technologien. Indem sie den Rauch direkt an der Quelle erfassen und kleine Partikel herausfiltern, sorgen lokale Absauggeräte dafür, dass Sie den schädlichen Auswirkungen des chirurgischen Rauchs nur minimal bis gar nicht ausgesetzt sind. Auch wenn mehrere Mechanismen eingesetzt werden können, um die Gesundheit der Mitarbeiter in Operationssälen zu schützen, ist nichts so effizient wie die Erfassung des chirurgischen Rauchs direkt an der Quelle und das Herausfiltern kleiner Partikel. Lokale Absaugvorrichtungen bieten den größten Schutz für medizinisches Personal und Patienten. Es wird daher empfohlen, chirurgischen Rauch in einem Abstand von höchstens 2 cm von der Quelle abzusaugen, um das Expositionsrisiko zu minimieren.
Allerdings lassen sich die Gewebe je nach ihrer Produktion von chirurgischem Rauch in drei verschiedene Klassen einteilen. Gewebe mit hohem PM, wie z.B. die Leber, Gewebe mit mittlerem PM, wie z.B. die Nierenrinde, das Nierenbecken und die Skelettmuskulatur und Gewebe mit niedrigem PM, wie z.B. die Haut, die graue Substanz, die weiße Substanz, die Bronchien und das subkutane Fett.
Während die Quellenerfassung im Allgemeinen sehr effektiv ist, reicht sie für Gewebe mit hohem PM-Gehalt wie die Leber möglicherweise nicht aus. Selbst mit Rauchabzugssystemen können die Feinstaubkonzentrationen immer noch ungesunde Werte erreichen, wenn sie auf Gewebe mit hohem PM-Gehalt einwirken. Dies deutet darauf hin, dass zusätzliche Schutzmaßnahmen wie ULPA-Filter, organisatorische Maßnahmen (z.B. Reduzierung der Anzahl der Mitarbeiter und der Dauer ihrer Anwesenheit im Operationssaal) und Atemschutzmasken (FFP3) in Verbindung mit Rauchabsaugern erforderlich sind, um einen angemessenen Schutz für das Personal im Operationssaal zu gewährleisten.
Gesichtsmasken und Belüftungssysteme sind in Operationssälen weit verbreitet, erweisen sich jedoch als unwirksam gegen chirurgischen Rauch. So werden beispielsweise 77 % der Partikel im chirurgischen Rauch von Standardmasken für Chirurgen nicht ausreichend herausgefiltert, und Masken mit hoher Filterung sind nur bis zu einer Größe von 0,1 Mikrometern wirksam, was nicht alle Viren mit den daraus resultierenden möglichen gesundheitlichen Auswirkungen herausfiltert. Ein ULPA-Filter (Ultra-Low Particular Air) ist jedoch effizient bei der Entfernung von Submikronpartikeln aus der Luft.
Referenzen: Chirurgischer Rauch-Koalition